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Forschungscluster    10.12.2024

Workshop: Umweltgerechtigkeit und integriertes kleinräumiges Monitoring

In Berlin wurden Umwelt- und soziale Indikatoren kleinräumig in einem Umweltgerechtigkeitsatlas übereinandergelegt, mit dem Ziel, die mehrfach belasteten Quartiere in der Hauptstadt identifizieren zu können, in denen vorrangig Maßnahmen zur Vermeidung und zum Abbau der sozialräumlichen Konzentration gesundheitsrelevanter Umweltbelastungen sowie zur Gewährleistung eines sozialräumlich gerechten Zugangs zu Umweltressourcen umzusetzen sind. Wie können Erfahrungen aus Berlin im Entwicklungsprozess eines integrierten kleinräumigen Monitorings im Land Bremen genutzt werden? Dies war das Hauptthema des Workshops mit Herrn Dr.-Ing. Klimeczek, der das Berliner Modell vorstellte.

Die Vielfalt und Komplexität des städtischen Lebens, sowie konkurrierende städtische Agenden in Bezug auf Stadtwachstum, können die Maßnahmen zur Schaffung einer „Gesunden Stadt“ in den Hintergrund rücken. Planung und Entscheidungsfindung erfordern die Integration vieler Gesundheitsdeterminanten – die Verknüpfung unterschiedlicher Informationen und Daten verschiedener Ressorts, in erster Linie Stadtplanung, Umwelt, Gesundheit, Verkehr und Soziales – als Basis der Priorisierung von Maßnahmen für eine gesundheitsfördernde Stadtentwicklung. In dem von Dr.-Ing. Julita Skodra moderierten Workshop stellte Dr.-Ing. Klimeczek, langjähriger Leiter des Arbeitsbereiches „Sozialräumliche Umweltpolitik, Nachhaltigkeit und Umweltgerechtigkeit“ in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin, seine Erfahrungen mit der Entwicklung des Berliner Umweltgerechtigkeitsatlas vor und diskutierte mit einem interdisziplinären Publikum aus Wissenschaft und Praxis mögliche Implikationen für das Land Bremen.

Im Berliner Modell werden Kernindikatoren (Lärmbelastung, Luftqualität, Grünversorgung, Thermische Belastung und soziale Benachteiligung) in eine Mehrfachbelastungskarte integriert und mit Faktoren urbaner Vulnerabilität (Einwohnerdichte, Qualität der Wohnlage, etc.) kombiniert, um kritische Bereiche kleinräumig zu identifizieren. Auch im Hinblick auf den anstehenden Klimawandel hat die Identifizierung der mehrfach belasteten Stadtteile eine hohe Relevanz für den umweltbezogenen Gesundheitsschutz, da die künftig durch die Klimaveränderungen eine weitere gesundheitliche Belastung haben werden.  Im Land Bremen gibt es bereits gute Beispiele der Berechnung mehrerer relevanter Indikatoren, wie z.B. das Monitoring Soziale Stadtentwicklung, auf denen mit weiteren Indikatoren aufgebaut werden kann. Während der Diskussion wurde festgestellt, dass es zwar einige der notwendigen Daten für ein integriertes, kleinräumiges Monitoring bereits gibt, diese aber an unterschiedlichen Orten/Ressorts liegen, was eine Herausforderung für die Integration der Daten darstellt.

Es wurde darauf hingewiesen, dass im Sinne des UN-Health-in-All-Policies-Ansatzes, die Zusammenarbeit verschiedener Ressorts wichtig wäre – was im Land Bremen auf Arbeitsebene bereits sehr gut funktioniere. Um die sektorübergreifende Zusammenarbeit aber weiterhin zu verbessern und langfristig zu sichern, wäre ein Senatsbeschluss der Politik zur Unterstützung des Prozesses notwendig. Herr Klimeczek betonte die wichtige Rolle der Wissenschaft / von Hochschulen in der Schaffung von Grundlagen für die Mehrfachbelastungsanalyse und das kleinräumige Monitoring im Land Bremen. Gerade da der Aufbau eines solchen sektorübergreifenden Monitorings sehr komplex sei und, wie im Fall Berlins, Jahre dauern könne, sei es wichtig, verschiedene Wege gleichzeitig zu gehen und auch Unterstützung von außerhalb der Verwaltung zu gewinnen, um das Thema voranzubringen.

Kontakt: Julita Skodra, Dr.-Ing., julita.skodra@gesundheitscampusbremen.de

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