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Forschungscluster    12.12.2025

Workshop: „Hindernisse und Lösungsansätze zur Klimaneutralität im Gesundheitswesen“

Im Workshop zum Thema „Hindernisse und Lösungsansätze zur Klimaneutralität im Gesundheitswesen“ wurde ein reger Austausch über die Herausforderungen von und mögliche Lösungen für eine klimaneutrale Ausrichtung im Gesundheitssektor geführt.

Ein generelles Hindernis bei Klimaschutzmaßnahmen, nicht nur im Krankenhaus, besteht darin, dass individuelle Kosten anfallen, um einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen - den Klimaschutz – zu erzielen. Folgen daraufhin keine Finanzierungmodelle für die Organisationen, werden viele Maßnahmen nicht umgesetzt. Beispielsweise erschwert die niedrige Essenspauschale für Krankenhäuser von 5 bis 7 Euro pro Tag und Patient*in in Kombination mit niedrigen Fleischpreisen die Umstellung auf eine nachhaltige Ernährung. Zudem verhindern fehlende Personalressourcen, bürokratische Hürden und enge zeitliche Begrenzungen, dass vorhandene Gelder abgerufen werden können.
Der Personalmangel wurde auch bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen als ein häufiges Problem benannt. Da dieser Mangel schon bei dem „Kerngeschäft“ der medizinischen Versorgung besteht, und die Klimaneutralität häufig nur mit nachgeordneter Priorität behandelt wird, fehlen oft qualifizierte Leute. Fehlende Weiterbildungsmaßnahmen erschweren den zukünftigen Aufbau geschulter Mitarbeiter*innen, sodass sich dieses Problem wahrscheinlich auch in Zukunft fortsetzen wird. Trotzdem wurde berichtet, dass die meisten Impulse für Klimaschutz erfahrungsgemäß eher aus der Mitarbeiterschaft kommen. In diesem Zusammenhang wurde auch die unzureichende Partizipation von (leitenden) Mitarbeitenden bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen angesprochen. Es wurde betont, dass oft keine klare Abstimmung zwischen den Zielen von über- und untergeordneten Instanzen existiert.
Abschließend wurden zudem technische Hindernisse besprochen. Darunter fallen unter anderem die fehlende Kompatibilität von Geräten zum Recycling von Narkosegasen oder eine unzureichende Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit öffentlicher Verkehrsmittel.

Um diese Hindernisse zu überwinden, wurden verschiedene Lösungsansätze erarbeitet. Im Bereich der Finanzen wurde diskutiert, Informationen zu Fördermaßnahmen zu zentralisieren. In diesem Zusammenhang wurde auf die Sammlung des Deutschen Krankenhausinstituts [1] und die Informationen der Nationalen Klimaschutzinitiative [2,3] hingewiesen. Gleichzeitig sollte mit kleineren, erreichbaren Zielen begonnen werden um die Umsetzung zu erleichtern. Diese sogenannten „low-hanging fruits“ können etwa das Ausschalten von Licht oder das Reduzieren der durchgängigen Nutzung von OP-Belüftungssystemen umfassen. Diese Maßnahmen können direkte Co-Benefits wie gesenkte Unterhaltungskosten mit sich bringen und so die Motivation zur Umsetzung erhöhen.
Weitere, diskutierte und vorgeschlagene Maßnahmen innerhalb der Krankenhäuser umfassten:

die Vernetzung von Krankenhäusern, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Eine Vernetzungsmöglichkeit besteht dabei über das „Mein Nachhaltiges Krankenhaus“-Programm der DKTIG [4]

die Integration von Klimaschutz in die Ausbildung von medizinischem Personal und Mitarbeitenden

die Verankerung von Klimaschutz in Fortbildungsprogrammen und die Bereitstellung entsprechender Personalressourcen

die Weitergabe gesunder und nachhaltiger Rezepte an Patient*innen

die Beschilderung von Lebensmitteln mit Nutri-Scores und CO2-Ausstoß

eine Verbesserung des Framings durch die Herausstellung der positiven Aspekte einer nachhaltigen Ernährung

Ergänzend könne die Schaffung von klaren Verantwortlichkeiten zwischen Krankenhaus, Krankenkasse und den Bundesländern helfen, Hindernisse zu überwinden. Auch die Vernetzung über den Gesundheitssektor hinaus kann nachhaltige Kooperationen hervorbringen wie im Beispiel der Umgestaltung der Nutzungskette von Bettwäsche, die von Krankenhäusern über Hotels bis hin zur Papiermühle verlängert wurde.
Als allgemeinere, politische Forderungen wurde die Einführung von Treibhausgaspreisen im Zusammenspiel mit der Bepreisung importierter Waren über Treibhausgaszölle besprochen. Außerdem wurde die Abschaffung der Schuldenbremse zur besseren Finanzierbarkeit von langfristigen Investitionen gefordert und eine Vermeidung von Monopolen bei nachhaltigen Medizinprodukten, sowie eine Standardisierung der Kompatibilität medizinischer Geräte genannt.

Insgesamt wurde deutlich, dass eine Vielzahl an Herausforderungen zu bewältigen ist, jedoch auch vielzählige Ideen existieren, mit denen Lösungen für mehr Klimaschutz im Gesundheitswesen entwickelt werden können.

 

 

Informationen zu Fördermöglichkeiten lassen sich, unter anderem, auf diesen Seiten finden:

[1] https://www.dki.de/fileadmin//user_upload/2024-09-09_Foerderdatenbank_Klimaschutz_im_Krankenhaus_DKI_Update_final.xlsx

[2] https://www.klimaschutz.de/de/foerderprogramme

[3] https://www.klimaschutz.de/de/foerderung/foerderkompass

[4] https://mein-nachhaltiges-krankenhaus.de/

Kontakt:

Mattis Keil                                                                                                                        Jule Oldenburg

Forschungscluster „Gesunde Stadt Bremen“                                                              Universität Bremen

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