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GPK    10.01.2024

Gesundheitspolitisches Kolloquium zum Thema "Quartiersbezogene Gesundheitsversorgung in Bremen am Beispiel LIGA-Gröpelingen"

"Es war von Anfang an eine Idee von LIGA, Leistungen abzudecken, die nicht rein medizinisch sind, aber viel Zeit für Beratung benötigen"

Christina Kisner stellt im Gesundheitspolitischen Kolloquium das Vorhaben LIGA Gröpelingen vor

LIGA – das steht für „Lokales Integriertes Gesundheitszentrum für Alle“ und als solches verfolgt es vor allem ein Ziel: die Menschen in Gröpelingen bei Gesundheitsfragen zu orientieren und zu unterstützen. Das Konzept und den Aufbau des LIGA stellte die Projektkoordinatorin Christina Kisner im Gesundheitspolitischen Kolloquium des SOCIUMs am 10.01.2024 vor.

Gröpelingen ist ein vergleichsweise junger Stadtteil, er ist international geprägt und überdurchschnittlich arm. Die soziale Struktur wirkt sich auch auf die Gesundheitsversorgung aus, etwa in einem erschwerten Zugang der Bevölkerung zum Gesundheitssystem, beispielsweise durch sprachliche Barrieren. Hinzu kommt, dass die Zahl der niedergelassenen Ärzt:innen abnimmt –  es droht eine lokale Unterversorgung.

Dem soll das Gesundheitszentrum LIGA entgegentreten, indem es medizinisch-therapeutische Versorgung, Beratungsangebote und Stadtteilarbeit vereint. „Es war von Anfang an eine Idee von LIGA, Leistungen abzudecken, die nicht rein medizinisch sind, aber viel Zeit für Beratung benötigen,“ sagt Kisner. Dazu gehört beispielsweise Fachärzt:innen zu finden, Termine zu vereinbaren und Möglichkeiten individueller Gesundheitsförderung aufzuzeigen.

Seit dem Jahr 2020 wird das Zentrum geplant, im September 2022 eröffnete bereits die Beratungsstelle, die eine wichtige Säule des Gesundheitszentrums darstellt. Hier erhalten Gröpelinger:innen umfassende Beratungsangebote in verschiedenen Sprachen: von einer offenen Gesundheitsberatung, die beispielsweise hilft Erkrankungen besser zu verstehen und zu Arztterminen begleitet, über Beratungen zu dem Coronavirus oder Bewegungsangeboten, bis zu Hilfestellungen bei Anträgen.

Neben der Planung eines Neubaus für das Gesundheitszentrum arbeiten Kisner und ihre Kolleg:innen sowie Ehrenamtliche aktuell daran, die Ärzt:innenschaft in den weiteren Gestaltungsprozess einzubinden. Im Gespräch mit Ärzt:innen soll herausgearbeitet werden, welche Lücke das LIGA Vorhaben füllen soll und welche Angebote dazu noch fehlen.
Doch nicht nur die Beteiligung der medizinischen Expert:innen ist für das LIGA zwingend notwendig, sondern auch die Einbeziehung der Menschen aus dem Stadtteil. Hier, so hebt Kisner hervor, unterscheide sich das LIGA auch von anderen, ähnlichen Projekten: „Wir nutzen ein Netzwerk, das der Gesundheitstreffpunkt West in den letzten 38 Jahren aufgebaut hat.“ Das LIGA habe damit seinen Ausgangspunkt nicht auf der Seite der medizinischen Versorgung, sondern in der Stadtteilarbeit. LIGA ist viel im Stadtteil unterwegs, auf Festen, mit einer mobilen Gesundheitsberatung und organisiert Aktionen wie das Zahnfest „Gröpelinger Zahnheld*innen“ für Kinder. Damit arbeitet das Zentrum dort, wo die Leute leben, die es erreichen möchte: „Aufsuchende Arbeit ist der Goldstandart für einen Stadtteil wie Gröpelingen,“ hebt Kisner hervor.

Die Idee einer Struktur, die stadtteilbasiert die medizinische Versorgung unterstützt und verbessert ist seit einigen Jahren im Gespräch, besonders prominent unter dem Begriff „Gesundheitskioske,“ von denen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach deutschlandweit 1.000 Stück aufbauen möchte. In Bremen ist die Problematik der unzureichenden medizinischen Versorgung in sozial schwächeren Stadtteilen schon seit 2015 in der Diskussion, das LIGA in Gröpelingen ging daraus hervor. Im Gesundheitspoltischen Kolloquium wurde das Thema der stadtteilbasierten Gesundheitsversorgung bereits in zwei Veranstaltungen mit Dr. med. Johannes Grundmann und mit Alexander Fischer im vergangen Jahr aufgegriffen. Im kommenden Semester wird die Diskussion am 17.04.24 in einer Veranstaltung mit Heike Schiffling vom HebammenZentrum West fortgesetzt.

Die Veranstaltungen des Gesundheitspolitischen Kolloquiums werden von Prof. Dr. Heinz Rothgang und Prof.in Dr. Eva Quante-Brandt moderiert und finden im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, 28195 Bremen statt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig und der Eintritt ist kostenlos.

Im Wintersemester 2023/24 diskutieren wir mit ausgewählten Referent:innen über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze für die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Weitere Infos zu den kommenden Terminen finden Sie hier.

 

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