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IGB unterwegs    02.09.2024

Expertenhearing VI „Alternative ambulante Versorgungsmodelle in der Pflege“

Expertenhearing VI „Alternative ambulante Versorgungsmodelle in der Pflege“ am 23. August 2024

In der Reihe „Expertenhearing in der Pflege“ wurden Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft und Praxis zum sechsten Mal eingeladen, um in den Austausch zu relevanten Pflegethemen kommen.

Das Expertenhearing Pflege fand dieses Jahr zum ersten Mal unter der Zuständigkeit der Senatorin für Gesundheit und in deren neuen Räumlichkeiten statt.  
Bei dem diesjährigen Expertenhearing standen auch die pflegenden Angehörigen im Fokus. Pflegende Angehörige bilden im Versorgungsprozess die größte Gruppe. Nach den Aussagen der Arbeitnehmerkammer werden in Bremen 85% aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt Beruf und Pflege vereinbaren | Arbeitnehmerkammer Bremen  . Die zentrale Säule dieser ambulanten pflegerischen Versorgung stellen dabei die pflegenden An- und Zugehörigen dar.
Diese Gruppe der An- und Zugehörigen findet im Forschungsbereich sehr wenig Beachtung, so Prof. Dr. Andreas Büscher (Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Hochschule Osnabrück). Dabei würde die Versorgung komplett zusammenbrechen, wenn diese Ressource nicht mehr zur Verfügung steht, so die Aussage des Wissenschaftlers.
Mehr als die Hälfte der An- und Zugehörigen leisten diese Versorgungsarbeit ohne Unterstützung pflegerischer Hilfe Pflege: Pflegebedürftige in Deutschland - Statistisches Bundesamt (destatis.de). Sehr deutlich wurde, dass mehr Modelle entwickelt werden müssen, die An- und Zugehörige bei der oftmals körperlich, sozial und emotional belastenden Versorgungsleistung zu unterstützen.
Um die Pflege der Menschen noch gewährleisten zu können, greifen einige An- und Zugehörige auf „Live-In Betreuungskräfte“ zurück, welche in der Häuslichkeit der pflegebedürftigen Menschen untergebracht sind und die Angehörigen damit entlasten. Es sind in diesem Setting einige Betreuungskräfte registriert. Allerdings ist zu vermuten, dass viele der Unterstützer:innen nicht registriert sind, so Greta-Marleen Storath von der Arbeitnehmerkammer. Damit sind nach Ihrer Darstellung weder die genauen Beschäftigungsverhältnisse ersichtlich und auch nicht erkenntlich, ob arbeitszeitliche oder arbeitsrechtliche Vorgaben eingehalten werden.


Das einer Illegalität und Ausbeutung vorgebeugt werden kann, zeigt Beata Hulist-Gergis vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn auf. Hier wird über verschiedene Möglichkeiten eine faire und legale Beschäftigung von Betreuungskräften im Privathaushalt organisiert. Durch die Vermittlung von Betreuungskräften aus EU-Ländern und deren Koordination werden sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse unter geregelten Arbeitsbedingungen geschaffen.
Nach der Pause wurden Impulse gegeben, wie sich durch den Einsatz von Community Health Nurses die Versorgung quartiersbezogen unterstützt werden kann. Auch Hilfemöglichkeiten und Grenzen organisierter Nachbarschaftshilfe wurde am Beispiel des Bremer Vereins „Ambulante Versorgungsbrücken“ dargestellt. In diesem Vortrag von Prof. Dr. Jörg Hallensleben als auch in den nachgelagerten Diskussionen wird klar, dass freiwilliges Engagement immer auch finanzielle, professionelle und koordinierende Unterstützung erfahren muss, um nachhaltig wirken zu können.
Viele verschiedene Versorgungsmodelle müssen entwickelt werden, die auf die Bedingungen im Stadtteil oder Quartier zugeschnitten sind. Da sind die Voraussetzungen, Vorhandenes und Ansatzpunkte genau zu prüfen, um passgenaue Angebote zu generieren. Das berichten die Referierenden Annike Morgane Nock (Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg) und Lukas Waidhas (Stadtteil-Gesundheitszentrum Poliklinik Veddel) aus ihren Projekterfahrungen in Hamburg Veddel.


Die Erfahrungen aus den dargestellten Projekten sollen hier in Bremen genutzt werden. Der Austausch der Expert:innen und Experten als Gäste der Veranstaltung ist ein erster Schritt. Das hat Frau Staatsrätin Silke Stroth schon im Grußwort betont: Es bedarf eines neuen und gemeinschaftlichen (Um)denkens, denn klar ist, dass die ambulante pflegerische Versorgung nicht allein auf den Schultern der pflegenden An- und Zugehörigen und den Pflegediensten liegen kann.

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